Testfahrt BMW Z4 M40i vs Porsche 718 Boxster: offenes Spiel
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Testfahrt BMW Z4 M40i vs Porsche 718 Boxster: offenes Spiel

Testfahrt BMW Z4 M40i vs Porsche 718 Boxster: offenes Spiel

Vergleich zweier herausragender Roadster - mal sehen wer gewinnt...

Bislang ist die Rollenverteilung ganz klar – Boxster für ambitionierte Sportler und Z4 für Liebhaber von gemütlichen Spaziergängen und gepflegtem Stil. Die Neuauflage des BMW Roadsters mischte die Karten allerdings noch einmal …

Sie sagen, dass ein gutes Drehbuch mit einer Explosion beginnen sollte, und von diesem Punkt an sollte sich die Handlung allmählich steigern. Na dann, lass uns explodieren ... Mit seinem fröhlichen Klatschen, Schluckauf und heiserem Heulen. Der Porsche Boxster sendet ein klares Signal, dass für seinen Antrieb kontrollierte Explosionen von Kraftstoff und Luft eingesetzt werden. Charaktersound gehört schließlich zu jedem guten Sportwagen dazu, und trotz Zweifeln an den Sprachfähigkeiten eines Vierzylinder-Turboladers bleibt der neueste Boxster 718 ein echter Sportler – vor allem in dieser knallgelben Farbe …

Im Gegenteil, der neue Z4 präsentiert sich in einem betont gedeckten Frozen Grey Metallic Mattgrau-Lack. Eigentlich ist die Definition von „Grau“ in diesem Fall nur im wörtlichen Sinne wahr – ansonsten betonen matte Highlights die herrlich spannende Kombination aus konvexen und konkaven Flächen, anmutigen Falten, scharfen Kanten und vielen Details, die den Charakter eines echten Raubtiers verraten . Vom ersten Z3 bis zum neuesten Hardtop-Z4 fordert das Styling der neuen Generation den offensiven Charakter des Münchner Roadsters vor dem Hintergrund der sanftmütigen, scheinbar unentschlossenen Formen seiner Vorgänger. Das gilt natürlich besonders für das Spitzenmodell M40i, das BMW direkt auf die Jagdgründe von Porsche zielt.

Im Allgemeinen wurde das klassische Frontmotor-Roadster-Schema von den bayerischen Ingenieuren nicht berührt. Und das ist großartig, besonders im Idealfall, wenn sich ein Drei-Liter-Reihensechszylinder unter einem langen Torpedo ausdehnt. Im Vergleich zum 718 und seinem Mittelmotor sitzt der Fahrer im Z4 näher an der Hinterachse und etwas höher von der Straße, was unbewusst den Eindruck erweckt, dass der Z4 etwas mehr Kurven benötigt. Im Boxster fühlt sich der Fahrer engagierter und näher am Geschehen, und die prall gefüllten Kotflügel helfen auch beim Orientieren und Abbiegen in Kurven.

Boxster – alles hat seinen Preis

Es ist unbestreitbar, dass auch das kleinste Modell im Porsche-Programm die Essenz der Marke in sich trägt. Es hat alles, von den klassischen runden Bedienelementen mit zentralem Drehzahlmesser über den Zündschlüssel links vom Lenkrad bis hin zur nahezu perfekten Körperhaltung auf den handschuhartigen Sportsitzen. Zu dieser wunderbaren Basis gibt es viele schöne, nützliche und teure Ergänzungen, die den Preis des Testexemplars im Vergleich zum Basismodell um etwa ein Drittel erhöhen. Verständlicherweise sind viele dieser Dinge teuer und müssen im Wettbewerb extra bezahlt werden, aber anders als beim Z4 M40i, der normalerweise billiger ist, müssen Sie beim Boxster S für vordere LED-Leuchten, beheizbare Sportsitze mit Lederbezug, Parksensoren extra bezahlen und sogar für adaptives Fahrwerk, Sportbremssystem und Differenzial sowie für Automatikgetriebe.

Gleichzeitig gibt es erhebliche Lücken in der Sicherheitsausrüstung und den Fahrerassistenzsystemen (kein Knieairbag, Head-up-Display und automatische Brems- und Parkfunktionen) sowie einen niedrig positionierten Multimedia-Bildschirm und Multifunktionssteuerungen. Kleine Tasten lassen sich am besten als "gewöhnungsbedürftig" beschreiben. Die Funktionen des Bayerischen Roadsters lassen sich mit dem bekannten Drehregler oder einfach mit Sprachbefehlen viel einfacher und schneller steuern, während das große mittlere Display und die vollständig anpassbaren digitalen Steuerungen umfangreiche und leicht verständliche Informationen liefern.

Beide Modelle verfügen über ein weiches, strapazierfähiges und präzise verarbeitetes Faltdach aus Stoff, das sich auf Knopfdruck in Sekundenschnelle vollständig hinter die Sitze versenkt und im geschlossenen Zustand aerodynamische Geräusche perfekt abschirmt. Bei beiden Modellen sitzen Fahrer und Beifahrer tief hinter stark geneigten Windschutzscheiben, hochgezogene Seitenscheiben und aerodynamische Deflektoren verhindern Luftverwirbelungen und ermöglichen auch bei Geschwindigkeiten um die 100 km/h komfortables Reisen und Gespräche im Freien -Saison-Cabrio ist da, ganz sicher der Z4, denn seine leistungsstarke Heizung mit Feinabstimmung der Temperatur (optional auch mit Lenkradheizung erhältlich) kommt auch mit recht frostigen Wetterbedingungen zurecht. Auch bei geschlossenem Dach ist der Bayer etwas leiser und komfortabler, auch im Sport-Plus-Modus ist das Überfahren von Fahrbahnunebenheiten deutlich weicher. Diesen Komfort kann der Boxster mit 20-Zoll-Rädern (Sonderausstattung) in keinem der Fahrwerksmodi erreichen, aber insgesamt ist sein Verhalten gut genug für fiese Bodenwellen, und das kann man selbst auf wirklich schlechten Straßen nicht behaupten. . Andererseits ist er bei Geradeausfahrt nicht so stoisch stabil wie der Z4 und Stöße aus den Querfugen haben Zeit, das Lenkrad zu erreichen. Ansonsten schafft es der 718, nahezu alle Vorteile eines Mittelmotor-Layouts zu realisieren und überzeugt mit tadelloser Dynamik, optimalem Grip, idealer Gewichtsverteilung und fehlender Trägheit bei Reaktionen. Der Boxster fährt präzise und zügig in die Kurve, gibt sattes Feedback, mit ausreichend Traktion, bleibt im Grenzbereich stabil und beschleunigt am Ausgang mit starker Belastung der Hinterräder. Der Durchgang zwischen den Schlangenpylonen wird mit Laserpräzision hergestellt. Von Anspannung ist bei alledem nicht die geringste Spur, und eventuelle Fehler in der Kurve werden mit einem leichten Verfehlen der Front gerechtfertigt. Die Hinterachse kann spielerisch werden, aber nur, wenn Sie sehr darauf bestehen ... Insgesamt ist der 718 ein wirklich präzises Sportgerät, das alles hat, was Sie brauchen, um unabhängig von der Konkurrenz eine gute Leistung zu erbringen.

Der Z4 ist mehr Cabrio als Sport

Dies zeigt sich im direkten Vergleich zum neuen offenen BMW, der sowohl im Slalom als auch auf der Strecke mit sukzessiven Spurwechseln und Errungenschaften auf geschlossenen Strecken eine ehrenvolle Distanz zu seinem Porsche-Rivalen einhält. Die Sportlenkung mit variablem Übersetzungsverhältnis im bayerischen Auto reagiert noch deutlicher, stört aber auch das Verhalten stärker, wenn der Fahrer der idealen Flugbahn nicht genau folgen kann. Das höhere Gewicht des Z131 (6 kg) und die breitere Karosserie (4 cm) sind ebenfalls deutliche Anzeichen dafür, dass das BMW-Modell trotz erheblicher Fortschritte gegenüber früheren Generationen eher ein Sport-Cabrio als ein Rennsportwagen ist. Im Sport Plus-Modus wird es noch ernster. Auf der anderen Seite ist dies nicht ganz richtig ...

Im Namen der Bayerischen Motoren Werke steht der Motor im Mittelpunkt – wie beim Z4, allerdings sitzt er unter der Motorhaube. Der turboaufgeladene Reihensechszylinder bereitet mit unglaublicher Traktion, brillanten Manierismen und einem Sound, der ständig Gänsehaut verursacht und selbst den düstersten Alltag zum Urlaub werden lässt, eine wahre Freude für die Sinne. Das Dreiliter-Auto nimmt mit unglaublichem Appetit Gas, nimmt Fahrt auf und liefert schon bei 1600 U/min 500 Nm an die Kurbelwelle. So kann jeder dank der intelligenten und leichtgängigen Bedienung des Achtgang-Automatikgetriebes immer Gas geben. Inmitten all dieser Pracht kann der Antriebsstrang von Porsche seiner offensichtlichen Drehzahlneigung und etwas besseren Leistung nur entgegenwirken. Trotz der Boxer-Anordnung der Zylinder mit ihrem theoretisch optimalen Massenausgleich leistet der Vierzylinder-Motor 350 PS. er läuft bei niedrigen Drehzahlen etwas unrund, zieht im dichten Verkehr spürbar, und die Sportauspuffanlage (optional) macht mehr Lärm als Geräusche. Nicht umsonst trauern begeisterte Fans der Marke immer noch dem wunderbar charakteristischen Timbre (und nicht nur) des bisherigen Sechszylinder-Saugers nach. Es ist unbestreitbar, dass der moderne 2,5-Liter-Turbomotor mehr Leistung und Drehmoment bei weniger Kraftstoffverbrauch (durchschnittlich 10,1 statt 11,8 l/100 km 98 h unter Testbedingungen) liefert, aber mit Downsizing-Plänen scheint zur Neige zu gehen. Der Sechszylinder-BMW-Motor begnügt sich bei gleichen Betriebsbedingungen mit durchschnittlich 9,8 L/100 km (im Vergleich zum günstigeren 95N). In der Gesamtpreisbilanz spielen diese Einsparungen natürlich keine Rolle.

Was das Preisniveau betrifft, bleibt Boxster ein echter Porsche, dessen Konfiguration den geplanten Finanzrahmen schnell sprengen kann. Das BMW-Modell ist ein deutlich günstigerer Kauf, der auch mehr Komfort, gepflegtere Umgangsformen und eine bessere Sicherheitsausstattung bietet - der Z4 ist einfach nicht so sportlich wie sein Stuttgarter Rivale. Dass der Boxster leistungsmäßig die Nase vorn hat, mag Porsche-Fans beruhigen, aber der große Boom in diesem Vergleich spricht eindeutig für die Bayern.

FAZIT

1. BMW

Die M40i-Version des neuen Z4 mit ihrem phänomenalen Inline-Sechser ist ein wirklich erfolgreicher Roadster, der die Unentschlossenheit seiner Vorgänger in der Geschichte hinter sich lässt und perfekt hohen Komfort mit hervorragender Fahrdynamik kombiniert.

2. Porsche

In Bezug auf brillantes Straßenhandling bleibt der Boxster S ein starker Markenbotschafter von Porsche, aber zu einem so hohen Preis sollte das Modell einen besseren Motor, eine reichhaltigere Ausstattung und bessere Unterstützungssysteme bieten.

Text: Bernd Stegemann

Foto: Hans-Peter Seifert

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