Probefahrt Audi SQ5, Alpina XD4: Drehmomentzauber
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Probefahrt Audi SQ5, Alpina XD4: Drehmomentzauber

Probefahrt Audi SQ5, Alpina XD4: Drehmomentzauber

Erleben Sie zwei teure und leistungsstarke Autos, die viel Spaß auf der Straße versprechen.

Die beiden Autos auf dem Foto haben 700 und 770 Newtonmeter. Kaum ein anderes leistungsstarkes SUV-Modell mit deutlich mehr Traktion findet sich in dieser Klasse. Der Alpina XD4 und der Audi SQ5 liefern uns enorme Drehmomente aus der Selbstzündung und viele andere nützliche Dinge..

Landschaften auf unseren Fotografien sind oft verschwommen und wirken wie vorbeifahrende Autos. Denn unsere Fotografen drücken die Wahrnehmung von Geschwindigkeit durch ihre Arbeit aus. Aber manche Autos brauchen keine Meister der Fotografie, um Bäume und Büsche an ihnen vorbeischweben zu lassen – das unglaubliche Drehmoment reicht aus, um dieses fantasievolle Bild zu erzeugen. So wie bei Alpina XD4 und Audi SQ5.

Wenn Ihr Verlangen nach SUV-Modellen in letzter Zeit nachgelassen hat, weil sie bereits lahm und verkrüppelt sind, können diese beiden Autos Ihr erloschenes Feuer wieder entfachen. Weil sie die besten ihrer Klasse sind und zu teuer, um massiv zu sein: Audi benötigt für sein Modell mindestens 68 Euro, während der Alpina bei 900 Euro startet.

Süß anzufassen

In ihrem Maschinenraum wird wiederum eine Kraft geboren, die die Landschaften von der Seite verwischt. Und sie haben diese Exklusivität, die den SUV-Besitzer zum Ersten unter Gleichen macht. Das gilt für Audi, denn das S-Emblem hebt ihn von den Horden des Q5 ab. Und das gilt umso mehr für den XD4, denn dieser ist nicht nur ein BMW, sondern ein echter Alpina.

Der XD4 wird im Auftrag von Alpina mit zugelieferten Teilen wie Motor, Getriebe, Software, Innenraum, Fahrwerk und Rädern auf BMW-Produktionslinien produziert. Daher sieht es so harmonisch aus wie jedes Serienmodell – in mancher Hinsicht sogar noch besser, zum Beispiel mit einem Lenkrad mit sog. Lavalina-Leder. Es hat nicht so eine dicke Beschichtung und ist daher haptisch angenehmer als Großserien-Rindsleder. Daher vergeben wir im Abschnitt für die Qualität der Ausführung einen zusätzlichen Punkt.

Damit liegt Alpina nach diesem Kriterium auf Augenhöhe mit Audi. Der Grund, warum es bei den Karosseriebewertungen weit hinterherhinkt, hat mit dem Gesamtdesign des Autos zu tun. Die Dachform des XD4 ähnelt einem Coupé, und dies hat seine Nachteile – zum Beispiel das schwierige Anheben von hinten, schlechte Sicht beim Einparken von hinten und Einschränkungen bei der maximalen Zuladungsmenge.

Die geringe Nutzlast hat nichts mit einem Coupé-Dach zu tun, schränkt aber auch den Ehrgeiz auf langen Strecken ein. Mit vier großen Männern in der Kabine ist die Kapazität des XD4 bereits erschöpft und ein Teil des Gepäcks sollte zu Hause gelassen werden. Ist das nicht der Grund, warum das Chassis für Nebenstraßen ausgelegt ist? In Bezug auf den Fahrkomfort kann der XD4 auf keinen Fall mit den Limousinen seiner Marke mithalten. Darüber hinaus verfügen SUV-Modelle zunächst über eine steifere Federung, damit die hohe Karosserie nicht schwingt.

Im speziellen Fall des Alpina-Testwagens wird dies durch zusätzliche 22-Zoll-Räder ergänzt, die bis vor kurzem nur für getunte Modelle gedacht waren. Kein Wunder also, dass die Alpina damit eher holzig auf Seitenfugen auf der Autobahn reagiert. Bei Unebenheiten drehen sich die Reifen jedoch zuerst. Bei Modellen mit kleinem Querschnitt bedeutet geringe Kopffreiheit weniger Airbag und damit weniger Elastizität.

Infolgedessen tendiert das Auto zu Nebenstraßen, weil dort das Rundum-Feedback des Fahrwerks geschätzt wird. Hier ist man ständig über den Aufbau der Asphaltoberfläche informiert, spürt eine direkte Verbindung zum Fahrwerk und lächelt in euphorischeren Kurven zufrieden über das dezent dienende Heck. Auf solchen Straßen beweist der XD4 einen hohen Spektakelfaktor. Das einzige, was uns ein wenig verwirrt, ist die ungleichmäßige Servolenkung – die auffällige Einbindung eines temperamentvollen Assistenten hat uns zuletzt bei einigen BMW-Modellen verblüfft.

Für endlose Aufregung sorgen dagegen nur die Reaktionen des Motors, ein Dreiliter-Aggregat mit wohlgemerkt vier Turboladern. Zwei kleine arbeiten hauptsächlich bei niedrigen Geschwindigkeiten und große bei hohen Geschwindigkeiten. Der Reihensechszylinder ist zwar selbstzündend, akustisch aber meist recht zurückhaltend und schnurrt bei Teillast.

Die Designer von Alpina versteckten das Wissen über ihre wahre Kraft mit einem unbewussten Gefühl der Überlegenheit. Es tritt nur in den Vordergrund, wenn Sie Ihr rechtes Bein strecken. Die Turbinen drehen sich dann normal und das Drehmoment steigt auf 770 Nm, was ein Lächeln hervorruft, selbst wenn die Wange zurückgezogen wird. Die sorglose Art und Weise, wie Alpina das Beschleunigen fast zweitrangig macht, ist Ausdruck echten Luxusfahrens.

Dunkles Turboloch

Und im Audi V6 wird das Aggregat eher als Sechszylinder denn als Diesel wahrgenommen. Auf Knopfdruck kann man das künstliche Gebrüll des V8 hinzufügen, das leider nicht nur in der Kabine, sondern auch in der Umgebung erklingt. Mit 700 Nm zieht der SQ5 fast so stark wie der XD4, allerdings kommt hier das Drehmoment von einem einzelnen Turbolader unterstützt von einem elektrischen Kompressor im Ansaugtrakt. Die Idee ist eine flexible Lösung. Aber in der Praxis?

Wir haben Audi-Motoren oft dafür kritisiert, dass sie nicht auf Anfragen nach mehr Leistung reagieren, da sie auf das WLTP-Testverfahren abgestimmt wurden. Und der SQ5 zitterte zunächst zögernd durch das dunkle Turboloch, bis er einen Ausweg fand. Als er anfing, schien er von einem unsichtbaren Gummiband gehalten zu werden, bevor er sich losriss und vorwärts schwebte.

Das Automatikgetriebe versucht brav, den Motor im Hochschubmodus zu halten, wechselt fleißig die Gänge, versucht ihn aus der Lethargie zu holen. All dies übertönt die Drehmoment-Euphorie, die das Versprechen von 700 Nm hervorruft – Sie erwarten eine reibungslose anfängliche Schubentfaltung und erhalten hohe Geschwindigkeit. Zweitens stört es die Laufruhe – obwohl das Audi-Modell leichter wirkt als der Alpina (wie auf einer Waage), dreht es spontan, trotz desinteressierten Feedbacks, und zeigt mit seinem souveränen Durchgang durch lange Wellen auf dem Bürgersteig eher einen harten Charakter.

Es fehlt jedoch eine direkte Verbindung zum XD4-Pfad. Beim Überfahren von Unebenheiten auf der Autobahn verhält sich der bewährte 21-Zoll-SQ5 gegenüber seinen Fahrgästen höflicher als auf der Nebenstraße. Der Komfortbonus kommt jedoch nicht von einer weicheren Fahrt, sondern von bequemeren, besser geformten Rücksitzen. Wie im Sicherheitsbereich, wo nicht das beste Bremsen gewinnt, sondern ein umfangreicheres Set an Unterstützungssystemen.

Dank des Vorsprungs im Karosseriebereich beschert er dem SQ5 einen Sieg in der Qualitätswertung – obwohl sein Dreiliter-Motor unter einigen Überfüllunregelmäßigkeiten leidet und daher langsamer beschleunigt und überholt. Zu seinen Gunsten ist allerdings erwähnenswert, dass der schwächere Audi im Test im Schnitt etwas weniger Diesel verbraucht als der Alpina. Dadurch ergibt sich ein Emissionsvorteil.

Preise

Der Kostenteil bleibt. Dabei bewerten wir zunächst den Grundpreis des Testwagens sowie alle weiteren Attribute, die für die Wertung in der Qualitätsbewertung eine Rolle spielen – bei Audi beispielsweise sind dies Luftfederung, Akustikverglasung, ein Sportdifferenzial und ein Virtual Digitale Cockpit-Instrumententafel. Auch mit diesen Ergänzungen ist das Modell deutlich günstiger als der Alpina.

Gleich danach geht es aber zur Serienausstattung, wo Alpina im Vorteil ist. Die Eigentümer des Unternehmens – die Familie Bofenzipen aus Buchlohe im Allgäu – kaufen keine teuren Autos und schicken ihre Autos mit so guter Ausstattung an Käufer, dass der Slogan der Marke „Hersteller exklusiver Autos“ in Form eines besonderen Schildes zu Recht jeden schmücken kann der Alpina-Modelle. So auch bei XD4.

Diese Platte ist übrigens an der Mittelkonsole befestigt. Sollte das dem Kunden nicht mehr Vertrauen in seine Entscheidung geben? Obwohl er in diesem Test Zweiter wurde, kann er sicher sein, dass er eine erstklassige Wahl getroffen hat.

Abschluss

1. Audi SQ5 (454 Punkte)

Die Qualitätsführerschaft des SQ5 wird im Karosserieteil erreicht. Sein Diesel-V6 enttäuscht mit einem ausgeprägten Turbomotor, ist aber relativ sparsam.

2. Alpina XD4 (449 Punkte)

Durch das erzwungene Laden von vier Turboladern erzeugen die gleichmäßig arbeitenden sechs viel Drehmoment. Der teure, aber gut ausgestattete XD4 verliert an Coupé-Karosserie.

Text: Markus Peters

Foto: Achim Hartmann

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