Probefahrt Alfa Romeo Giulia, 75 und 156: Direkt ins Herz
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Probefahrt Alfa Romeo Giulia, 75 und 156: Direkt ins Herz

Alfa Romeo Giulia, 75 und 156: Direkt ins Herz

Der Klassiker Julia trifft seine Erben in der Mittelklasse Alfa Romeo

Die Giulia gilt als Paradebeispiel einer klassischen Sportlimousine – charismatisch, kraftvoll und kompakt. Für Alfists ist sie das Gesicht der Marke. Jetzt treffen wir sie mit Alfa Romeo 75 und Alfa Romeo 156, die versuchen werden, sich mit ihr zu beweisen.

Star des Trios ist natürlich die Giulia Super 1.6 in der seltenen Farbe Faggio (Rotbuche). Doch die Blicke der zufälligen Zeugen des Fotoshootings sind längst nicht mehr nur auf ihre wunderschönen Blechkleider gerichtet. Der gerippte Alfa Romeo 75, der 1989 auf den Markt kam, scheint sich langsam zu einem Publikumsliebling zu entwickeln, der vor allem bei jungen Autoenthusiasten eine emotionale Reaktion hervorruft. „Vor zehn Jahren haben sie mich fast ausgelacht, als ich mit diesem Auto auf der Veteranenmesse aufgetaucht bin“, sagt Besitzer Peter Philipp Schmidt aus Lüdenscheid. Heute aber wäre ein roter 75er im neuwertigen Zustand überall willkommen.

Auf diesen Status muss der schwarze Alfa 156 von Tim Stengel aus Weyerbusch noch lange warten. Wie undankbar ist die Welt manchmal! Ende der 90er Jahre war er ein Riesenerfolg für Alfa Romeo – so elegant, wie es nur Italiener sein können, und als Heilmittel gegen Auto-Langeweile gefeiert. Sie verzieh ihr sogar Frontantrieb und einen Quermotor. Und heute? Heute führt der einstige Bestseller ein ungeliebtes Billig-Gebrauchtstück. 600 Euro unterwegs – ob Twin Spark, V6 oder Sportwagon. Es bedurfte unzähliger Telefonate, um 156 Personen im Raum Bonn für diese Sitzung zu finden. Auch die hiesige Fan- und Besitzergemeinde des ansonsten sehr gut ausgestatteten und vernetzten Klassikers Alpha interessiert sich (noch) nicht für dieses Modell.

Verführerisch schöne Julia

Die erste Scheibe gehörte der verführerischen Giulia, einer Version von Ende 1973 des klassischen Alfa Romeo-Händlers Hartmut Schöpel aus Bonn. Ein unrestauriertes Auto für echte Kenner, attraktiver als je zuvor, weil es in seiner charmanten Originalform vor uns erscheint. Standardmäßig trägt Julia eine Aussparung am Kofferraumdeckel, die lange von den Alphas kanonisiert wurde. Im nächsten Modell, der Giulia Nova, wird diese Eigenschaft aufgegeben.

Das Einsteigen in ein Auto bereitet große Freude. Das dreispeichige Holzlenkrad und zwei große Rundinstrumente zur Geschwindigkeits- und Geschwindigkeitsmessung sowie ein kleineres Zifferblatt stechen sofort ins Auge. Zwei weitere Anzeigen, Öldruck und Wassertemperatur, befinden sich auf der Mittelkonsole in Kniehöhe, darunter der Schalthebel und drei exquisite Schalter: klassisch funktionale Eleganz, perfektioniert.

Der Zündschlüssel sitzt links, eine Umdrehung genügt, um den 1,6-Liter-Antrieb anzutreiben. Es ist nicht nur eine Maschine, sondern derselbe kettengetriebene Doppelnockenmotor, den nicht nur Alfa-Fans den „Vierzylinder des Jahrhunderts“ nennen – drehzahlstark, komplett aus Leichtmetall gefertigt und bis zum Becherheber aufgebaut . Ventile mit Genen aus jahrzehntelangem Rennsport.

Universalmotor

Diese Maschine ist nicht auf ein Geschenk beschränkt – nein, sie ist ein viel leidenschaftlicheres Allround-Talent. In der Twin-Carb-Version zieht er aus dem Stand wie ein Biest, und im nächsten Moment glüht er vor Lust auf hohe Drehzahlen und Laufruhe. Damit kannst du im vierten Gang anfahren und problemlos auf Höchstgeschwindigkeit beschleunigen. Keine Schocks. Dies tut jedoch niemand. Schon allein, weil das Schalten mit diesem gut organisierten Fünfganggetriebe wirklich schön ist.

Ein komplexes und teures Chassis-Design ist fast gleichbedeutend mit einem brillanten Motor. Noch heute kann die Giulia mit ihrem Fahrverhalten überzeugen, dreht sich aber bei hohen Geschwindigkeiten kein bisschen um. Trotz seines sportlichen Charakters bleibt er immer das, was er schon immer war – eine Familienlimousine mit komfortabler Ausstattung.

Weiter zu Rot 75. „Hauptsache anders“ ist eine wahrscheinliche Anforderung an Designer. Die geschwungene Linie steigt im ersten Drittel des Autos steil an, verläuft fast horizontal unter den Fenstern und schießt am Heck wieder in die Höhe. Niedrige Front und hohes Heck – das ist ein Auto, das an Ort und Stelle noch recht dynamisch aussieht. Allerdings war vielleicht kein anderer Alfa so seitenwindempfindlich wie dieses Modell.

Egal. Vor uns liegt der neueste Alfa mit langjährigem Hinterradantrieb. 1985 anlässlich des 75-jährigen Jubiläums der Mailänder Marke eingeführt (daher der Name 75), ist er im Innenraum vollgestopft mit Plastik, wie eine typische Erfindung der 80er Jahre. Rundinstrumente in einem rechteckigen gemeinsamen Gehäuse – Tachometer, Drehzahlmesser, Öldruck, Motortemperatur und Kraftstofftank – befinden sich wie die meisten Schalter direkt vor Ihren Augen. Das bloße Öffnen der Fensterknöpfe erschwert Anfängern die Arbeit - sie befinden sich auf der Konsole an der Decke über dem Rückspiegel. Auch der riesige rechteckige U-förmige Handbremsgriff kann überraschen.

Ein Stück der wundervollen Welt von Alpha

Das Drehen des Zündschlüssels bringt jedoch ein Stück der klassischen Alfa-Welt zurück. Der 1,8-Liter-Vierzylindermotor mit 122 PS ist gar nicht schlecht. im Leerlauf ähnelt es immer noch der Stimme seines berühmten Twin-Cam-Vorgängers. Ab 3000 U/min wird der Sound schärfer, aus dem Auspuff kommt ein wunderbar sportliches Grollen. Ohne Grunzen nimmt das Gerät Fahrt auf bis in den Redzone-Vorraum, der bei 6200 U/min beginnt – aber nur, wenn der ungewohnte Fahrer gut schaltet. Wie bei den Vorgängern Giulietta und Alfetta ist das Getriebe zur besseren Gewichtsverteilung hinten in einem Block mit der Hinterachse angeordnet (Getriebeschema). Dies erfordert jedoch lange Schaltstangen und ist nicht leichtgängig.

Nur ein paar Meter reichen aus, um zu spüren, dass dieses Auto Kurven liebt. Das Auto folgt ruhig der Straße, und schnelle Kurven machen immer mehr Appetit auf den Fahrer. Selbst enge Kurven werden dank der präzisen Servolenkung bei 75 mit unglaublicher Leichtigkeit bewältigt. Es ist viel kräftiger zu fahren, um den unangenehmen Widerstand von der Vorderachse aus zu starten. Der Fortgeschrittene korrigiert dies mit einem starken Gas, der eine Rückwärtsdrehung macht und den Alpha auf den gewünschten Kurs zurückbringt. Oder sie nehmen einfach Benzin.

Billiges Auto zum Spaß

Kommen wir zu 156. Wir erinnern uns, wie begeistert die Freundeskreise der Marke 1997 waren: Endlich gab es Alpha – darin waren sich Kunden und Presse einig – das der Marke den verlorenen Glanz zurückgab. Mit einem so originellen und perfekten Design, dass vor 19 Jahren das Publikum auf der IAA in Frankfurt nur noch die Zunge verschluckt hat. Mit dem klassischen Alfa-Kühlergrill (Scudetto-Schild genannt), links davon war die Nummer platziert, mit Blick auf das Coupé – denn die hinteren Türgriffe waren in der Dachsäule versteckt. „Alpha“ war wieder in aller Munde – man glaubte fast, Julia sei auferstanden. Aber es kam alles anders; Heute mag niemand dieses Modell.

Gleichzeitig ist dieses Treffen nach mehrjährigem Kommunikationsverzicht mit 156 wirklich eine Freude. Zum Beispiel mit einer eleganten runden Technik gefüllt mit Eiscreme, natürlich mit weißen Zifferblättern, was in den 90er Jahren sehr angesagt war. Und ohne sie fühlt man sich hinter dem klassischen Dreispeichenlenkrad sofort wohl und wohl. Die wohlgeformten Sitze verströmen eine Extraportion Sportwagen-Feeling.

Sogar der Motor wird Sie überraschen - ein solches Temperament können Sie von einem 1600-ccm-Motor kaum erwarten. CM und 120 PS, der niedrigste im Bereich 156. Aber er, typisch für Alfa, erfordert hohe Drehzahlen, erst bei 5500 U / min. ./min schalten Sie vom zweiten in den dritten Gang (das Getriebe lässt sich wesentlich präziser schalten als seine Vorgänger mit Getriebe), und der Vierzylinder-Motor klingt wie ein pfeifendes Raubtier. Naja, zumindest teilweise.

Dank seines kompakten Fahrgestells und der reaktionsschnellen Lenkung macht der Alfa 156 auf Anhieb Spaß – jedenfalls viel mehr, als Sie dachten. Und das Beste: Günstiger lässt sich Fahrspaß heute nicht mehr erleben – am besten mit einem 2,5-Liter-V6 mit 190 PS.

Abschluss

Herausgeber Michael Schroeder: Ein Auto wie die Giulia wird wahrscheinlich nur einmal gebaut. Motor, Aufbau und Fahrwerk – dieses Gesamtpaket ist einfach unschlagbar. Der Alfa 75 formt jedoch allmählich das Image eines Klassikers. Leicht zu erkennen sind die typischen Alpha-Gene, von denen 156 nur mit wenigen Vorbehalten genannt werden können. Aber auch das jüngste der drei Autos macht Spaß zu fahren.

Text: Michael Schroeder

Foto: Hardy Muchler

technische Daten

Alfa Romeo 156 1.6 16V Twin SparkAlfa Romeo 75 1.8 IEAlfa Romeo Julia Super 1.6
Arbeitsvolumen1589 cm³1779 cm³1570 cm³
Macht120 k.s. (88 kW) bei 6300 U / min122 k.s. (90 kW) bei 5500 U / min102 k.s. (75 kW) bei 5500 U / min
Maximum

Drehmoment

144 Nm bei 4500 U / min160 Nm bei 4000 U / min142 Nm bei 2900 U / min
Beschleunigung

0-100 km / h

10,5 mit10,4 mit11,7 mit
Bremswege

mit einer Geschwindigkeit von 100 km / h

keine Datenkeine Datenkeine Daten
Höchstgeschwindigkeit200 km / h190 km / h179 km / h
Durchschnittlicher Verbrauch

Kraftstoff im Test

9,5 l / 100 km8,9 l / 100 km11 l / 100 km
Grundpreiskeine Datenkeine Daten18 € (in Deutschland, Comp. 000)

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