Probefahrt Alfa Romeo 2000 GTV, Ford Capri 2600 GT, MGB GT: 1971
Probefahrt

Probefahrt Alfa Romeo 2000 GTV, Ford Capri 2600 GT, MGB GT: 1971

Probefahrt Alfa Romeo 2000 GTV, Ford Capri 2600 GT, MGB GT: 1971

Drei Sportcoupes, die die Automobilvielfalt der 60er und 70er Jahre widerspiegeln.

Als Alfa Romeo vor 46 Jahren den 2000 GT Veloce vorstellte, setzten der Ford Capri 2600 GT und der MGB GT bereits Maßstäbe bei den Sportcoupés. Heute haben wir mal wieder drei Models zu einem Spaziergang eingeladen.

Jetzt schauen sie sich wieder an. Sie verstecken sich, starren sich immer noch trotzig in die Augen – pardon, Scheinwerfer – wie einst in den frühen 70ern. Dann, als Alfa Romeo ein Unternehmen mit einem soliden Ruf in der Tourenwagenklasse war, brachte Ford erstmals das Ölauto-Feeling auf deutsche Straßen, und in seinem Regenreich setzten die Leute von MG die Vorteile einer Coupé-Karosserie gegenüber flinken Roadstern um ihr Modell B. Noch heute liegt bei unserem bescheidenen Fotoshooting ein Gefühl von Konkurrenz in der Luft. So soll es wohl sein, wenn drei Sportwagen aufeinandertreffen – in diesem Fall der Alfa Romeo 2000 GT Veloce, der Ford Capri 2600 und der MGB GT.

Verweilen wir mal kurz in den 70er Jahren, oder besser gesagt im Jahr 1971. Dann ist der 2000 GT Veloce ein brandneues Modell und kostet 16 Mark, während unser dunkelgrüner Capri I kurz vor der Premiere der zweiten Serie für 490 Mark verkauft wird. Und der weiße MGB GT? 10 kostet es etwa 950 1971 Mark. Für diesen Betrag könnte man drei VW 15 kaufen, aber der Genuss eines Sportwagens erfordert bekanntlich immer zusätzliche Mittel – auch wenn er nicht stärker oder schneller ist als ein normales Modell mit ordentlichem Motor. Gerade der MGB GT wurde diesbezüglich schon um 000 von Automobil- und Sporttester Manfred Jantke scharf kritisiert: „Gemessen an Gewicht einer viertürigen Limousine und leichtem Hubmotor ist der schmale Zweisitzer weit unterlegen zu Sportwagen. weniger Arbeitsaufwand und weniger Kosten.“

Hier muss offen gesagt werden, dass heute weder höchste sportliche Qualitäten noch dynamische Leistung eine Rolle spielen. Der heutige Tag sollte etwas anderes zeigen – wie unterschiedlich die Autophilosophien in Norditalien, entlang des Rheins und auf den britischen Inseln waren. Und um trotz dieser Warnung nicht in irgendeine Wertung zu geraten, werden die Teilnehmer in alphabetischer Reihenfolge vorgestellt.

Form für ewige Zeiten

Also, und als Alpha. Der GT Veloce 2000 wartet bereits mit warmem Motor auf uns – bildschön und gleichzeitig ein unrestauriertes Exemplar von 1972. Aber lasst uns weitermachen und gehen – nein, das werden wir dieses Mal nicht tun, denn unsere Augen wollen zuerst sehen. Formal war der GTV 2000 ein alter Bekannter – denn streng genommen unterscheidet sich unser Modell nur in wenigen Details von der Giulia Sprint GT von 1963, dem ersten 2+2-Coupé von Giorgio Giugiaro in Burton.

Die markante Blechlippe, die vor dem Motor durch die Nase läuft und dem Auto von Anfang an den Spitznamen "Lippenfront" gab, wurde zwischen 1967 und 1970 in verschiedenen Modellen zugunsten einer glatten Front geändert (mit Einführung der sogenannten Frontlippe). Die runde Motorhaube von Alfa trägt auch den Namen Giulia im Sportcoupé. Und zwei Scheinwerfer schmückten das Vorgängermodell, den 1750 GTV. Die 2000er Jahre im Außenbereich sind wirklich neu im Chromgrill und in den großen Rücklichtern.

Aber lasst uns Hand aufs Herz legen und uns fragen – sollte sich überhaupt etwas verbessern? Bis heute hat dieses exquisite Coupé buchstäblich nichts von seinem Charme verloren. Diese Linie, von den Oberkanten der vorderen Kotflügel bis zum abfallenden Heck, das immer wie eine Luxusyacht aussah, erstaunt Sie noch heute.

GTV ist ein unbestrittener Athlet

Die Bewunderung für die Aussicht setzt sich im Innenraum fort. Hier sitzt man tief und bequem, auch im Sitzen hat man das Gefühl, für ausreichend Seitenhalt gesorgt zu haben. Unmittelbar danach fällt Ihr Blick auf Drehzahlmesser und Tachometer, zwischen denen sich nur zwei kleine Anzeigen für Kraftstoff- und Kühlmitteltemperatur befinden, die sich beim Vorgängermodell auf der Mittelkonsole befanden. Die rechte Hand ruht irgendwie spontan auf dem in Leder gehüllten schrägen Schalthebel, der – zumindest fühlbar – direkt zum Getriebe führt. Fassen Sie mit der linken Hand den Holzkranz am Lenkrad tief in der Mitte. Ohne Zweifel ist dies ein Sportwagen.

Wenn wir den GTV-Motor starten, weckt das kraftvolle, klangvolle Dröhnen von Alfa Romeos bisher größtem Vierzylinder-Volllegierungsaggregat sofort die Gier nach Besitz – nicht zuletzt, weil Sie wissen, dass es von 30 Grand-Prix-Motoren in seiner Grundausstattung stammt .-s Doch trotz der vielen Lobeshymnen auf diesen Twin-Cam-Motor kann der Verfasser dieser Zeilen nur noch einmal betonen, wie beeindruckend dieser Zweiliter mit 131 PS ist.

Das Auto mit langer Fahrt reagiert spontan auf jede Gaspedalbewegung, hat einen erstaunlichen Zwischenschub und klingt gleichzeitig mit zunehmender Geschwindigkeit genauso angreifend, wie wir es von Rennwagen kennen. Es ist ganz klar, dass Sie mit diesem Rad immer etwas schneller sind, als Sie tatsächlich brauchen.

Das von Julia geerbte Chassis passt perfekt zum GTV-Charakter. Die Kurven sind für das leichte Coupé überhaupt nicht einschüchternd, und die Kursänderung wird natürlich als Scherz gemacht, wenn nur zwei Finger am Lenkrad sind. Und wenn im schlimmsten Fall alle vier Scheibenbremsen gleichzeitig rutschen können, reicht eine kleine Lenkradverstellung aus. Nur wenige Autos sind so einfach zu fahren wie der Alfa Romeo 2000 GT Veloce.

Niedriger Preis, beeindruckendes Aussehen

Was aber, wenn wir uns nach mehr Leistung sehnen, unser Geld aber nicht für einen relativ teuren Alfa GTV reicht? In vielen Fällen lautete die Antwort: Ford Capri 2600 GT. Der günstige Preis war das stärkste Argument für dieses sportliche Modell für die ganze Familie – natürlich neben der tollen Optik. Im Vergleich zur Karosserie von Bertone spielt der dunkelgrüne 2600 GT XL aus der Kollektion des Capri-Spezialisten Thilo Rögelein eine Macho-Rolle, da er eine breitere und muskulösere Figur hat und mit langem Torpedo und kurzem Hintern klassisch sportlich wirkt Proportionen. Auto. Die Verwandtschaft zum amerikanischen Ford Mustang ist aus keinem Blickwinkel zu leugnen (obwohl die Wurzeln des Modells bis nach England zurückreichen und nicht wie beim Mustang auf dem Falcon, sondern auf dem Ford Cortina basierten). Vom großen amerikanischen Modell stammt eine ausdrucksstarke Falte vor den Hinterrädern, in der zwei Ziergitter eingebaut sind. Ja, Capri lebt von seiner Form. Und seine absolute Anerkennung.

Diese Qualität könnte durch eine nahezu endlose Liste zusätzlicher Artikel und Zubehörteile, die mit dem Mustang sehr gut funktionieren, weiter verbessert werden. Unmittelbar nach dem Debüt des Capri im Januar 1969 konnten Käufer zwischen fünf Ausstattungspaketen wählen und durch die Bestellung einiger Geräte ihr Auto in eine Art Fabrik verwandeln.

Vorgefertigtes Fahrzeug

Auf der anderen Seite ist der Capri technisch ziemlich einfach. Das Modell hat weder brillant konstruierte Motoren noch ein komplexes Chassis, sondern bleibt ein massives Fahrzeug aus Standard-Ford-Komponenten, einschließlich einer starren blattgefederten Hinterachse und gusseisernen Motoren. Die Auswahl umfasste zunächst jedoch drei V4-Motoren der 12M / 15M P6-Modelle - 1300, 1500 und 1700 ccm. Sechszylinder-V-Aggregate waren ab 1969 zunächst mit 2,0 und 2,3 Zoll Hubraum erhältlich. , 1970 Liter; damit ausgerüstete Fahrzeuge sind am Motorhaubenüberstand zu erkennen. Diese ziert natürlich unser Modell mit einem seit 2,6 produzierten 125 PS starken XNUMX-Liter-Aggregat.

Zudem ist die GT-XL-Version recht elegant eingerichtet. Die Instrumententafel hat eine Holzmaserung und neben Tachometer und Drehzahlmesser gibt es vier kleinere Rundinstrumente zur Messung von Öldruck, Kühlmitteltemperatur, Kraftstoffstand im Tank und Batterieladung. Unten, auf der furnierten Mittelkonsole, sitzt eine Uhr, aus einer Lederkupplung ragt – wie bei Alfa – ein kurzer Schalthebel.

Die grobgraue Gusseisenbaugruppe beschleunigt stark bei niedrigen Drehzahlen und scheint zwischen drei und viertausend U / min am besten zu gedeihen. Sorgloses Fahren ohne häufigen Gangwechsel gefällt diesem leisen und leisen Gerät mehr als nur schnell. In der Tat ist dies kein echter V6, sondern eine Boxtechnik, da jede Stange mit einem eigenen Kurbelwellenzapfen verbunden ist.

Das Vergnügen, das dieses Auto seinem Fahrer bereitet, wird ungleichmäßig durch den sehr leichten Federweg der Stoßdämpfer überschattet. Wo der Alfa ruhig der Richtung folgt, springt der Capri mit seiner einfach zugeschnittenen starren Blattfederachse zur Seite. Es ist nicht so schlimm, aber es ist ziemlich greifbar. In einem großen Test von Capri in Automobil- und Sportwagen empfahl Hans-Hartmut Münch bereits 1970 Gasstoßdämpfer, um das Straßenverhalten kontinuierlich zu verbessern.

Und so kommen wir zum MGB GT, einem Set aus dem Jahr 1969, bei dem man sich um Jahre zurückversetzt fühlt, als wenn man in einem Alfa oder Ford sitzt. Das schicke Fastback-Coupé von Pininfarina wurde 1965 vorgestellt, sein Design basiert jedoch auf dem zwei Jahre zuvor erschienenen MGB. Unser Modell zeigt sofort die Veränderungen, die MG im Laufe der 15-jährigen Produktionszeit an der technischen Essenz ihres Bestsellers vorgenommen hat – fast keine Änderungen. Ist das nicht eine Rüge an den weißen MGB GT Mk II von 1969? Genau das Gegenteil. „Es ist dieses pure und unverfälschte Fahrgefühl, das jede Fahrt mit diesem Auto zu einem wahren Vergnügen macht“, sagt Inhaber Sven von Bötticher aus Stuttgart.

Armaturenbrett mit Airbags

Das Armaturenbrett mit klassisch-schönen Rundinstrumenten und einem dreispeichigen Lochlenkrad zeigen, dass dieser GT ein US-Modell ist. Als Reaktion auf die neuen Sicherheitsgesetze von MG bauten sie sowohl in den Roadster als auch in den Innenraum eine massive gepolsterte Instrumententafel ein, die den Spitznamen "Abingdon-Kissen" trägt.

Der gusseiserne 1,8-Liter-Vierzylinder der British Motor Corporation mit unterer Nockenwelle und Hubstangen klingt im Leerlauf rauer und kratziger als die Motoren der beiden anderen Teilnehmer des Meetings. Mit fünfundneunzig souveränen Pferden und all dem Drehmoment, das Sie knapp über dem Leerlauf benötigen, ist die hervorragende Art und Weise, in der diese laute Maschine ihre Arbeit erledigt, vom ersten Meter an bewundernswert. Was natürlich mit dem Getriebe zu tun hat. Mit einem kurzen Joystick-Hebel, der aus dem Getriebe selbst kommt. Ist es möglich, einen Schalter kürzer und trockener zu haben? Vielleicht, aber schwer vorstellbar.

Der erste Eindruck auf der Straße ist, dass die starre Hinterachse Unebenheiten ungefiltert an die Kabine weitergibt. Dass dieser Engländer immer noch fest mit dem Asphalt verbunden ist, ist eine echte Offenbarung. Schnelle Manöver auf der Straße erfordern jedoch Kraft, wie das Ruder eines Dreimasters. Und Ihr rechtes Bein muss gut trainiert sein, um eine Bremswirkung zu erzielen. Fahren auf eine sehr einfache Art – manche nennen es typisch britisch. In jedem Fall ist der MGB GT ein wirksames Mittel gegen automobile Langeweile, eine Disziplin, die auch Alfa- und Ford-Modelle nahezu perfekt beherrschen.

Abschluss

Herausgeber Michael Schroeder: Ein italienischer Vollblutsportler, ein deutsches Ölauto und ein gutmütiger britischer Schläger – der Unterschied könnte wirklich nicht größer sein. Als Straßensprecher würde mir das Alfa-Modell am besten gefallen. Allerdings habe ich mich schon vor langer Zeit in die kraftvollen Versionen des Capri verliebt, und der veredelte MGB GT ist mir bis jetzt irgendwie entgangen. Heute wurde klar, dass es ein Fehler war.

Text: Michael Schroeder

Foto: Uli Yus

technische Daten

Alfa Romeo 2000 GT VeloceFord Capri 2600 GTMGB GT Mk II
Arbeitsvolumen1962 cm³2551 cm³1789 cm³
Macht131 k.s. (96 kW) bei 5500 U / min125 k.s. (92 kW) bei 5000 U / min95 k.s. (70 kW) bei 5500 U / min
Maximum

Drehmoment

181,5 Nm bei 3500 U / min181,5200 Nm bei 3000 U / min149 Nm bei 3000 U / min
Beschleunigung

0-100 km / h

9,0 mit9,8 mit13,9 mit
Bremswege

mit einer Geschwindigkeit von 100 km / h

keine Datenkeine Datenkeine Daten
Höchstgeschwindigkeit200 km / h190 km / h170 km / h
Durchschnittlicher Verbrauch

Kraftstoff im Test

12-14 l / 100 km12 l / 100 km9,6 l / 100 km
Grundpreis16 Mark (in Deutschland 490)10 Mark (in Deutschland 950)15 Mark (in Deutschland 000)

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